Rückblick: 4. Oktober, 2006 – Live-Action Storyboards für MIRAGE
Es kann passieren, dass Dir ein Projekt über den Weg läufst, das Deinen Stil für immer verändert. Für mich war Mirage ein solches Projekt.
Meine gute Freundin und Schriftstellerin/Regisseurin Stephanie Jones kam mit einem interessanten Konzept zu mir. Sie hatte ein Filmscript, das sie einem großen Studio vorstellen wollte, aber wie diejenigen aus dem Filmgeschäft wissen sind die Entscheidungsträger im Filmgeschäft selten selber Künstler, und als solche können sie sich oft nur schwer vorstellen wie ein Script später als Film aussehen wird. Stephanie war, wie ich selber, ein Absolvent der USC of Cinema, und ich hatte schon früher ein paarmal mit ihr zusammen gearbeitet. Sie hoffte, dass ich es schaffen würde das, was in ihrem Kopf war, zu visualisieren. Es wäre genauso wie Storyboarding, nur viel realistischer.
Logistisch war das Shooting ein Hammer. Es gab 8 komplette Konzeptshootings, jedes an einem anderen Ort, und alle mit mehreren Charakteren. Der Vorteil beim Filmen ist, dass Du den Focus von einem Charakter zum anderen schwenken kann. In der Fotografie brauchst Du eine enorme Tiefenschärfe, um alle Charaktere scharf abbilden zu können.
Das denkwürdigste Foto sehen Sie oben, es hatten den Namen “Alley Fight”. Ich musste 12 Personen fotografieren, die zwischen 60 cm und fast 25 Meter von der Kamera entfernt waren. Es sollte auch eine Nachtszene werden was bedeutete, dass ich unheimlich viel Licht brauchte, um bei ISO 100 eine vernünftige Tiefenschärfe hinzubekommen. Und als wäre das alles nicht schon genug erzählte mir Stephanie schließlich noch, dass sich 6 Personen mit hoher Geschwindigkeit bewegen würden, also waren lange Belichtungszeiten unmöglich – ich liebe den Druck!
Als ich die technischen Anforderungen kannte war klar, dass das alles mit einem Bild nicht zu machen war. Ich hätte mit Blende 32 bei ISO 100 fotografieren müssen – machen Sie das mal und sagen Sie mir, wie es funktioniert hat! Also musste ich kreativ werden. Ich befestigte die Kamera und zerlegte die Szene auf 4 Bühnen. Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund, Umgebung. Der Hintergrund war entscheidend, denn ich wollte unbedingt den typischen Green Screen Look vermeiden. Ich musste wissen, wie meine Lichter und Schatten fallen würden, um die Kampfszene richtig darstellen zu können. Bei Dämmerung fotografierte ich den Straßenzug mit 30 Sekunden Belichtungszeit. Dann ließ ich alle 12 Personen reinstellen, und wir stellten alles so wie in einer richtigen Filmszene. Ich musste sicherstellen, dass jede Action zu sehen war und sich die Leute nicht gegenseitig verdeckten. Als die Positionen feststanden, markierten wir die Positionen und holten sie runter. Dann fotografierten wir sie in Gruppen. Der Vordergrund war am wichtigsten, denn er enthielt die Hauptfiguren, also fotografierte ich ihn als erstes. Dann war der mittlere Teil dran, der am meisten Spaß gemacht hat, denn es war eine Stunt-Szene, die von meinem Freund und Action-Regisseur Alex Wen (Matrix, Lethal Weapon 4) koordiniert wurde. Schauen Sie sich die Rohaufnahmen an, dann sehen Sie, dass wir den Kerl tatsächlich in die Luft geworfen haben! Schließlich haben wir den Hintergrund fotografiert und noch ein paar weitere Einzelheiten wie z.B. Rauch und nasse Flächen auf den Straßen.
Es war noch relativ früh in meiner Fotografen-Laufbahn, bevor ich damit begann, eine Behind-the-Scenes Foto- und Videocrew mitzubringen, aber die einzelnen Bilder vermitteln auch so einen guten Eindruck vom Ergebnis. Letztendendes haben wir nur 2 Bilder vor einem Green Screen fotografiert; alles andere waren Komponenten-Aufnahmen für die Montage, ähnlich wie oben beschrieben.
Das Bild gewann bei der PhotoshopWorld den Großen Preis “GURU Award” für die beste Montage. Ich bin sehr stolz darüber, besonders weil alles vor Ort aus vielen Einzelaufnahmen entstanden ist und nicht im Studio zusammengesetzt wurde.
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